württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Dampfbagger auf Schienen

Baubericht zu einem englischen Modellbausatz



Eigentlich baue ich nur Fahrzeuge der Spur 0e, die bis in die 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auf deutschen Schmalspurstrecken unterwegs waren. Von Zeit zu Zeit weiche ich von diesem Grundsatz ab. So komme ich zum Beispiel an schönen Regelspur-Güterwagen für den Rollbockverkehr nicht vorbei – aber immer in der Epoche II (darüber habe ich an anderer Stelle berichtet). Jetzt habe ich mich mit einem Bausatz befasst, der auch nicht in mein Beuteschema passt. Meine Kinder haben mir zu Weihnachten eine Freude gemacht und einen Bausatz geschenkt, der als Modell auf deutschen Anlagen sicher eine Rarität ist.


Es ist einen Dampfbagger. Hersteller ist die englische Firma Backwoods Miniatures: http://www.backwoodsminiatures.com/index.htm .

Der Gehäusebausatz ist unter der Kategorie 0n30 als „Body kit for an On30 Shovel/Ditcher“ zum Peis von GBP 63,00 aufgelistet. Beim durchblättern der Seiten findet man auch noch manches andere interessante Modell.


Vorne weg: den Bausatz empfehle ich nicht für einen Einsteiger in den Fahrzeugbau. Wie bei allen englischen Bausätzen ist ein gewisses Maß an Kreativität und Eigeninitiative sowie modellbauerischer Erfahrung nötig.


Der Bausatz enthält alle Teile um den Gehäuseaufbau mit dem Kran- und Baggerausleger herzustellen. Ein Fahrwerk ist nicht enthalten, dafür gibt es zwei Vorschläge: entweder man verwendet das angetriebene Fahrwerk einer 0n3 Diesellok von Bachmann oder einen Großserien-Flachwagen. Geliefert werden Messing Ätzblechen, wie bei englischen Bausätzen üblich Weißmetall Gußteile (kein Messinguß), verschiedene Messing-Drähte, Schrauben, Muttern und gedrehte Messing-Büchsen. Bei der mehrseitige Bauanleitung mit Fotos und Zeichnungen vermisste ich an manchen Stellen Präzision und zusätzliche Angaben. Alles in Allem .... man kommt damit zurecht.


Ich hatte nun das große Problem, was mache ich mit dem Bausatz? Schmalspur – deutsches Vorbild – möglichst einen Bezug zum Württembergischen – ein Vorbild wäre auch nicht schlecht. Durch Zufall habe ich an meiner Dienststelle Fotos vom Autobahnbau der 30er Jahre gesehen. Auf der Internetseite des Landesarchivs Baden-Württemberg fand ich die Lösung. Dort sind viele Fotos zur Gestaltung von Szenen aus jener Zeit abrufbar .


Ich habe mich entschieden, den Dampfbagger auf einen Drehgestell Flachwagen zu montieren und den frei stehende Kessel und die Winden mit einer Bretterverkleidung zu verkleiden. Damit kann der Baggerwagen mit einer kleinen Bauzug- oder Feldbahnlokomotive an der Baustelle verschoben werden oder auch auf einer Schmalspurstrecke zum Einsatz kommen.


Zu meinem Modell


Der Flachwagen ist eine Eigenkonstruktion aus 0,5 mm Messingblech, verschiedenen Messing-U-Profilen, ein paar Kleinteilen und zwei gefederten Drehgestellen, die Kalle Stümpfl einmal im Programm hatte.


Die Bretterwände des Gehäuses habe ich aus 0,3 mm Messingblech hergestellt und die Bretterfugen mit einem Cutter eingeritzt. Die verschiedenen Rollen und Halterungen der Seilzüge sind im Bausatz alle aus Weißmetall gegossen und nicht präzise. Ich habe sie alle aus Messing neu gedreht und die erforderlichen Halterungen ebenfalls aus Messing neu nachgebildet. Ferner fällt auf, dass sowohl in der Bauanleitung, wie auch bei sämtlichen gebauten Modellen im Internet die Seilwinden keine Funktion haben und die Seile nicht beweglich sind. Ich habe bei meinem Dampfbagger diese so umgebaut, dass beide Winden mit einem Steckschlüssel bewegt und die Seilzüge betätigt werden können.


Genug der Vorrede, hier sind die Fotos meines Dampfbaggers. Sie zeigen alle Ansichten des Fahrzeugs. Zu sehen sind die offene Bühne mit dem Blick auf den Stehkessel und die Winden, die Rückseite mit dem Kohletrichter und die Leiter für den Aufstieg zum Dach, die Seite mit der Geschlossenen Wagenwand und die Front mit dem Kranarm und der Baggerschaufel.


Auf den beiden nächsten Fotos zeige ich ein paar Details. Zuerst die Umlenkrollen auf dem Dach. Dieser Seilzugs dient zum Heben und Senken des Kranarms. Die Rollen sind neue Messing-Drehteile, die mit Profilen ergänzt wurden. Das zweite Foto zeigt den Arm mit der Baggerschaufel. Die Bauanleitung gibt keinen Hinweis, wie die Klappe der Schaufel geschlossenen gehalten und geöffnet werden kann. Wie beim Vorbild habe ich eine Arretierung angebracht, die vorbildgerecht mit einem Zugseil betätigt werden kann.


Mit den beiden letzten Fotos möchte ich noch auf die gewählte Beschriftung eingehen. Wie oben bereits erwähnt, bin ich auf die Dampfbagger der Bauunternehmung Baresel A.G. Stuttgart aufmerksam geworden, die beim Autobahnbau über die Schwäbische Alb in den 30er Jahren eingesetzt wurden. Kleine Zwischenbemerkung – süddeutsch: „Bauunternehmung“, norddeutsch: „Bauunternehmen“. Da die Firma Baresel auch eine bedeutende Anzahl von Bauzuglokomotiven, Wagen und Gleisjoche im Bestand hatte, war für mich die Frage der Beschriftung geklärt. Dazu muß man wissen, dass diese Firma und ihre Folgeunternehmen in meiner Heimatstadt Vaihingen an der Enz bis vor wenige Jahre ihren zentralen Bauhof betrieben hat. Den Schriftzug habe ich von den Vorbildfotos abgeleitet, der Rest ist wieder wie es hätte sein können. An der Seitenwand sind auch die Kurbeln für die Winden zu sehen. Die Klappen sind nötig um die Rollen der Seilzüge zu arretieren.


Das Modell ist ein wunderschöner Blickfang auf jeder Modellbahnanlage – oder in jeder Vitrine. Mit etwas gutem Willen und wenigen Anpassungen kann man den Bausatz „eindeutschen“ und auf unseren Schmalspurbahnen einsetzen. Nur mit dem Fahren wird es schwierig. Dadurch, dass der Ausleger mit der Baggerschaufel ein Weißmetallgußteil ist, wird der Wagen sehr Kopflastig. Soll der Wagen bewegt werden, dann ist dies nur dann verkehrssicher möglich, wenn der Kranarm mit der Baggerschaufel auf einem Schutzwagen aufgelegt ist.