württembergische und badische Schmalspurmodelle in Spur 0e

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Württemberg

8-fenstriger Personenwagen Nr.112 - 750 mm Spur

Eßlingen 1901

 


Es ist schon einiges Wasser die Bottwar hinunter geflossen, seit ich mir die verschiedenen Personenwagen-Bausätze von Thomas Spieth zugelegt habe. Neben dem 8-fenstrigen Wagen sind es der 4- und der 5-fenstrige Wagen.


Bei Besuchen der Öchsle Schmalspurbahn hatte ich in den vergangenen Jahren immer wieder Fotos des erhalten gebliebenen 8-fenstigen Württembergers gemacht. Dies ist eigentlich gar nicht nötig, da der Bausatz so perfekt ist, dass er nur zusammen gebaut werden muß. Kleinere Änderungen habe ich trotzdem vorgenommen. Ich gehe noch darauf ein.


Zunächst ein Bild von der Öchsle Schmalspurbahn. Der Wagen Nr.166 ist von den Museumsbahnern hervorragend restauriert worden. Neben den originalen württ. G-Wagen und dem neu aufgebauten PwPosti und dem Osm Wagen gibt es dort noch den 7-fenstrigen Altensteiger.


Die Spieth Bausätze sind Komplettbausätze, alle erforderlichen Bauteile und eine Beschriftung sind enthalten. Als Vorbild wählte Thomas Spieth den DB Bauzustand in den 60er Jahren. Da ich meine Modelle im Bauzustand der DRG zwischen 1929 und vor 1933 darstelle, musste ich zunächst Grundlagenforschung betreiben. Das Ergebnis ist ernüchternd, mit einem Satz: es gibt öffentlich zugänglich praktisch keine Fotos aus jener Zeit. Also konnte ich mich nur an den fragmentarisch vorhandenen Bildausschnitten in den verschiedenen Büchern orientieren.


Was musste ich ändern und was nicht? Nicht ändern musste ich das Dach. Im Gegensatz zu den anderen Spieth Bausätzen hat der 8-fenstige schon eine Stoff-Dachbespannung und keine Blechdeckung. Auch die Beschriftung musste neu angefertigt werden. Ebenso waren zur Reichsbahnzeit die Klasse-Angaben und die Wagennummern als erhabene Schilder aufgebracht. Also wurden aus 0,2 mm Kunststoff kleine Schildchen ausgeschnitten und an entsprechender Stelle aufgeklebt. Ich mache dies immer vor der Lackierung, dadurch vermeide ich das Kleberisiko danach.


Bei der Suche nach Vorbildfotos stellte ich fest, dass bei verschiedenen Wagen die Blechverkleidung mehr Deckleisten hatte wie das Modell. Beim Bausatz sind unter den Doppelfenstern große Blechfelder ohne Deckleisten. Auf den Vorbildfotos gibt es auch die Variante, daß dort eine weitere Deckleiste angebracht ist. Ich vermute, dass die frühen Wagen bei Auslieferung die schmalen Blechfelder mit den zusätzlichen Deckleisten hatten und die späteren Wagen bei Auslieferung die breiteren Bleche bekamen, bzw. bei Ausbesserungen die breiteren Bleche angebracht wurden. Mein Modell ist aus der ersten Lieferserie und bekam die zusätzlichen Deckleisten.


Nun konnte der Bausatz zusammen gebaut werden. Das Fahrwerk ist komplett aus Messing hergestellt. Ätzbleche, Profile und Messing-Gußteile müssen entsprechend verlötet werden. Dies ist Dank der ausführlichen Bauanleitung kein Problem. Allerdings sollte man mit der Flamme bei den geätzten Blechen vorsichtig sein. Durch die halbseitige Ätzung sind die Bleche teilweise sehr dünn und bei großer Hitze ist die Gefahr des Verziehens sehr groß.


Beim Einbau der Radlager hat es mich dann doch gereizt vom einfachen Zusammenbau abzuweichen. Nach Bauanleitung werden die Achslager in die Lagerbleche starr eingelötet. Die Achsen sind in Langlöchern geführt. Die Abfederung der Achsen in den Langlöchern erfolgt durch entsprechend gebogene Federstahldrähte. Ich habe bei meinen selbst hergestellten Bauteilen eine andere Konstruktion gewählt und damit beste Erfahrungen gemacht. Die Herausforderung war, die Radlagerung auf „mein“ System umzubauen. Die Radlager liegen nun beweglich in den Lagerblechen und werden durch kleine Druckfedern gegen die Blattfeder abgefedert. Die Stummel-Achsen lagern in Bohrungen.


Der gesamte Wagen wurde zunächst im Rohbau komplett zusammen gebaut. Alle Teile wurden angepasst, die Bohrungen und Gewinde sauber gesetzt. Das Dach bekam noch eine Lage Tempo mit der bekannten Weißleim/Dispersions-Mischung aufgezogen. Dann konnten die Lackarbeiten durchgeführt werden. Zunächst eine leichte Grundierung und anschließend die verschiedenen Farbtöne. Trotz den klug gesetzten Schnittstellen zwischen den einzelnen Baugruppen sind einzelne Abklebearbeiten erforderlich.


Zum Schluß habe ich noch eine Lösung gesucht, um die Sitze sicher zu montieren. Die Sitzbeine nur punktuell auf die Messing- Bodenplatte aufzukleben erschien mir nicht dauerhaft und zu aufwendig bei der Lackierung. Die Lösung war schnell gefunden: eine exakt eingepasste 1,5 mm Kunststoffplatte. Diese bekam entsprechende Bohrungen für die Sitzbankfüße. So konnte ich die Bänke nach der Lackierung von oben in die Platte einstecken und von unten einkleben. Die gesamte Inneneinrichtung wird bei der Endmontage mit dem Fahrwerk verschraubt.


Die einfachen Großserien Sitzbänke sind bei dieser Aktion auch nachgerüstet worden. Mit zwei eingebohrten Drähten und ein paar gebogenen Blechstreifen glaube ich eine ansprechende Alternative gelötet zu haben.


Nun steht der Wagen fertig vor uns und wir können ihn rundum betrachten. Die Seitenansicht ist natürlich die Paradeseite. Auf dem Dach sind die Rohre und der Mechanismus für die Notbremseinrichtung zu erkennen. Die Klose-Radialtüren lassen sich leicht öffnen. Ein Zuglaufschild in der Mitte des Wagens ist nicht eingehängt, die Halterungen sind jedoch nachgebildet.


Auf den weiteren Bildern ist die Stirnseite des Wagens abgebildet. Eine Klose-Radialtüre ist geschlossen, anderen sind geöffnet. Deren Konstruktion ist im Modell dem Original exakt nachempfunden. Über der Türe zum Fahrgastraum ist der Griff für die Rückstellung der Notbremseinrichtung angebracht.


Dem Bausatz sind Kupplungsnachbildungen in Messingguß beigelegt. Diese habe ich bei meinem Modell nicht verwendet. Auf den Fotos ist das Modell noch mit einer Zeunert-Kupplung zu sehen. Zwischenzeitlichlich habe ich das Modell mit meiner eigenen württ. Messing-Kupplung mit dem RAST-Bügel versehen (siehe Kupplungen). Bei den Personenwagen müssen die runden Pufferteller abgeflacht werden, damit das Übergangsblech herunterklappen kann. Dies war bekanntlich erforderlich, um den Fahrgästen den Gang auf das bestimmte „Örtchen“ im PwPosti zu ermöglich. Beim Modell sind die Bleche selbstverständlich auch beweglich.


Eine kleine Kritik, wenn ich dies überhaupt so nennen kann, möchte ich bei den Fenstern anbringen. Im Gegensatz zu den anderen Spieth Bausätzen sind bei diesem Wagen die Fensterrahmen zusammen mit den Scheiben als ein Teil aus transparentem Material gegossen. Daß dies nicht die beste Lösung ist zeigt das Foto mit dem Blick in den Innenraum. Die Scheiben sind nicht klar und trüben den Einblick. Einfache Fensterrahmen und Plexiglasscheiben wären die bessere Lösung.


Für alle, die es genau wissen wollen, noch ein Foto mit der fertig montierten Inneneinrichtung. An den vier Endsitzen ist beim Original das Gepäcknetz natürlich an der Wagenwand befestigt. Im Modell ist die dargestellte Lösung jedoch wesentlich einfacher herzustellen. Durch die Fenster sind die zusätzlichen Stangen kaum zu erkennen.


Was bleibt mir zum Schluß des Bauberichts noch anzumerken.  Es sind nur kleinste Anpassungsarbeiten erforderlich. Am Ende steht ein Modell auf dem Gleis, das dem Vorbild hundertprozentig nachempfunden ist. Der Vergleich mit dem Original bestätigt das.